Jeder Schritt, den du auf der Brücke der Befreiung machst, führt dich weiter weg von den reißenden Strömungen des Missbrauchs und näher an das Ufer deiner eigenen Freiheit.“ – Unbekannt-

Narzisstischer Missbrauch

  • Hast Du das Gefühl, dass Du in Deiner Beziehung oder in bestimmten Interaktionen oft herabgesetzt, kritisiert oder abgewertet wirst?
  • Fühlst Du Dich oft unsicher oder verwirrt in Deiner Beziehung oder in der Nähe bestimmter Personen?
  • Bemerken andere Menschen in deinem Umfeld Verhaltensmuster, die als manipulativ oder kontrollierend angesehen werden könnten?
  • Hat sich Dein Selbstwertgefühl im Laufe der Beziehung oder Interaktion verringert? Fühlst Du Dich weniger wertvoll oder hast Du Zweifel an Dir selbst?
  • Wirst Du oft für Fehler oder Probleme verantwortlich gemacht, selbst wenn Du nicht Verursacher:in bist?
  • Fühlst Du Dich oft schuldig oder beschämt, auch für Dinge, die außerhalb Deiner Kontrolle liegen?
  • Wirst du häufig isoliert oder von wichtigen sozialen Kontakten und Unterstützungssystemen abgeschnitten?
  • Bemerkst Du, dass Deine Bedürfnisse und Gefühle systematisch abgewertet oder ignoriert werden?
  • Hast Du das Gefühl, dass Du Deine Handlungen und Entscheidungen ständig rechtfertigen oder erklären musst?
  • Hast Du das Gefühl, dass Du oft in einem Zustand der Angst, Unsicherheit oder Unruhe lebst?
  • Hast Du das Gefühl, dass Du Deine eigene Identität oder Autonomie in der Beziehung oder Interaktion verloren hast?
  • Möchtest Du wissen, ob Du es mit einer narzisstischen Person zu tun hast oder ob Du „Opfer“ von narzisstischem Missbrauch geworden bist?
  • Vielleicht fragst Du Dich sogar, ob Du selbst Narzisst:in bist.

Es ist wichtig zu verstehen, dass Narzissmus eine sehr komplexe Störung ist und viele verschiedene Ausdrucksformen haben kann. Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass jeder von uns in bestimmten Momenten narzisstische Züge zeigt. Ob eine Beziehung jedoch toxisch ist, hängt von der individuellen Ausprägung und Reflexionsfähigkeit jeder einzelnen Person ab.

Bei Narzisst:innen dreht sich alles um ihr eigenes Ego. Sie benötigen ständig Aufmerksamkeit, Anerkennung, Liebe und Bewunderung, um ihr Selbst als existent zu empfinden. Dabei spielt es keine Rolle, auf welche Weise sie diese Energie erhalten. Oft fehlt es ihnen völlig an Einfühlungsvermögen und Empathie für andere, was durch Arroganz, Imponiergehabe und Selbstverherrlichung ersetzt wird.

Narzisst:innen neigen dazu, emotional abhängige „Opfer“ wie z.B. Lebenspartner, Kinder, Freunde, Mitarbeitende oder Kolleg:innen zu missbrauchen  und abzuwerten. Als „Opfer“ hast Du nur eine Funktion für die Narzisst:innen. Dadurch werten sie ihr eigenes Selbstwertgefühl auf, welches ansonsten sehr niedrig oder gar nicht vorhanden ist. Ihnen ist es oft egal, wie ihre Handlungen andere beeinflussen oder verletzen, solange ihr Ego gestreichelt wird.

Es ist wichtig zu verstehen, dass der Umgang mit Narzisst:innen sehr schwierig sein kann und oft auch sehr schädlich ist. Es ist jedoch auch wichtig zu betonen, dass Narzissmus eine Störung ist und Betroffene selbst oft unter starken emotionalen Schmerzen leiden, die sie durch ihre Verhaltensweisen zu kompensieren versuchen. Nur würde ein Narzisst dies NIEMALS zugeben.

Klassische Merkmale für emotionalen/narzisstischen Missbrauch sind:

  • Liebe und Zuwendung wird an Bedingungen geknüpft.
  • Das „Opfer“ wird ständig entwertet.
  • Leistungen werden nicht anerkannt oder ins Lächerliche gezogen.
  • Der „Täter“ stellt sich als „Opfer“ dar und erzeugt dadurch starke Schuldgefühle.
  • Das „Opfer“ wird für alles verantwortlich gemacht (Schuldumkehr). Oft reichen schon ein gequälter Blick, Tränen oder ein Seufzen. Lügen werden als Wahrheit dargestellt und umgekehrt.
  • Das Opfer wird mit beharrlichem Schweigen bestraft (Schweigebehandlung).
  • Ein Narzisst:in kann sich nicht entschuldigen. Und wenn, dann nur wenn ein Nutzen daraus gezogen werden kann oder es wird so geschickt ausgedrückt, dass am Ende doch wieder das „Opfer“ an allem schuld ist (Schuldumkehr).
  • Der Täter schafft sich Durch das Erschaffem eines Netzes von Verbündeten wird das „Opfer“ noch mehr in die Hilflosigkeit und Isolation gedrängt und
    Intrigen gesponnen (Flying Monkeys).
  • Das „Opfer“ wird gezielt manipuliert und zutiefst verunsichert.
  • Das Realitäts- und Selbstbewusstsein wird systematisch in einem schleichenden Prozess zerstört.
  • Die Realität des „Opfers“ verändert sich dadurch und es zweifelt an sich selbst (Gaslighting). Absurde Behauptungen, z. B. „mit Dir stimmt was nicht, Du bist psychisch krank“, „das bildest Du Dir alles nur ein“ oder „sei doch nicht so empfindlich“ gehören zum Alltag.
  • Systematische Zerstörung des Selbstbewusstseins des „Opfers“.
  • Ist das „Opfer“ dann völlig demontiert und hilflos, nutzen Narzisst:innen diese Situation eiskalt aus, um dem „Opfer“ den Gnadenstoß zu geben. Das „Opfer“ wird systematisch jeglicher Energie beraubt, und somit wertlos für den Täter ist.
  • Narzisst:innen suchen sich dann schnelle eine neue Quelle, die missbraucht werden kann.
  • Spricht das“ Opfer“ in der Öffentlichkeit über den Missbrauch, wird der Ruf des „Opfers“ meist durch Intrigen und Lügen zerstört und der Vorwurf ins Absurde, Lächerliche gezogen.
  • Eine offene und ehrliche Kommunikation wird unterbunden, vieles geschieht im Hintergrund.
  • Viele „Opfer“ verharren ihr ganzes Leben in einer regelrechten Starre aus Schuldgefühlen, angepasst an die Erwartungen des Täters.

Das Erwachen aus dem Alptraum

Das Aufwachen aus dem Albtraum einer narzisstischen Beziehung kann einerseits erleichternd sein, weil man endlich erkennt, was wirklich passiert ist, und dass man nicht alleine damit ist. Man ist nicht mehr im Dunkeln gefangen und kann das erlebte Trauma benennen. Andererseits können jedoch viele negative Emotionen wie Angst, Hilflosigkeit, Verwirrung, Energie- und Ratlosigkeit sowie Zweifel und sogar Paranoia auftreten. In dieser schwierigen Phase fühlt man sich oft überfordert und weiß nicht, wie man damit umgehen soll.

Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass die Trennung vom Narzisst:in allein nicht ausreicht, um die Wunden zu heilen. Der eigentliche Schritt zur Heilung ist die Auseinandersetzung mit dem eigenen Trauma und den psychodynamischen Prozessen, die dazu geführt haben, dass man in diese missbräuchliche Beziehung geraten ist. Es gibt verschiedene Therapieformen und Ansätze, die individuell angepasst werden können.

Der positive Effekt einer erfolgreichen Aufarbeitung ist jedoch unermesslich. Betroffene können endlich Frieden mit sich und ihrer Vergangenheit schließen. Dadurch entsteht ein Gefühl der Freiheit, der Selbstliebe und des endlich „angekommen seins“. Man lernt, sich selbst und seine Bedürfnisse besser wahrzunehmen und zu achten, um in Zukunft gesündere Beziehungen führen zu können. Es ist ein Prozess, der Zeit und Mühe erfordert, aber am Ende lohnt sich die Arbeit an sich selbst.